OMER – Dieses Restaurant ist meine Bühne!

von Veronika
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Wie hat es dich hier in diesen Palast verschlagen?
Wie so vieles im Leben ist das eine lange Geschichte. Ich war eigentlich Flüchtling und dann in der Küche bei der Caritas tätig. Ich komme aus einer Gastronomiefamilie und hatte schon Erfahrung in diesem Bereich. Während dieser Tätigkeit habe ich meine Frau kennengelernt, die auch aus Bosnien kommt. Nach neun Monaten haben wir geheiratet und mittlerweile ist das 23 Jahre her. Sie ist meine Stütze und meine beste Freundin. Gemeinsam haben wir zwei Kinder. Zwischendurch war ich mal leiblicher Diener bei der Fürstenfamilie in Liechtenstein, jetzt bin ich aber wieder hier in der Palastgastronomie und leite das Restaurant.

Was waren deine Herausforderungen am Anfang?
Schon die Sprache. Aber mein Vorgesetzter, der auch Englisch konnte, hat gesagt: Wenn ich die nicht lerne, werde ich bis zum Ende meiner Tage nur Salate machen. Aber ich wusste: Ich kann mehr als Salate machen. Drum habe ich Gas gegeben. Jetzt habe ich mehr geschafft, als ich jemals gedacht hätte. Und ich muss echt sagen: Ohne Sprache bist du nichts, die macht dir erst die Türen auf.

Was machst du in deiner Freizeit?
Ich wohne nur fünf Kilometer entfernt und bringe seit 18 Jahren Familie, Beziehung und Job gut unter einen Hut. Ich sehe meinen Sohn jeden Tag, weil er auch hier arbeitet. Wenn ich zuhause bin, dann schraube ich gerne an alten Vespas rum. Und reisen mag ich auch sehr – zuletzt war ich in Istanbul.

Omer Begovic

Omer Begović aus Bosnien.
Restaurantleiter, Palast Gastronomie in Hohenems.

Ich brauche Menschen. Dieses Restaurant ist meine Bühne!

Wie sind die Vorarlberger so?
Die Jungen sind offen und cool. Die Alten sind zurückgezogen, die muss man schon gut kennen, damit sie sich öffnen. Was mir ein wenig fehlt, ist die Nachbarschaftshilfe. Die wird in Bosnien groß geschrieben. Nach der Familie kommen die Nachbarn. Hier schließt man sich in seinen vier Wänden ein und lebt für sich. Aber wie sollen wir uns kennenlernen, wenn alle nur in ihren vier Wänden sitzen? Was ich allerdings wieder sehr positiv finde: In all den Jahren bin ich niemals schief angesehen worden wegen meiner Herkunft. Ich fühle mich sicher und gut aufgenommen.

Hast du ein schönes Erlebnis, das du gerne teilen würdest?
Besonders toll war eine Sache vor zehn Jahren. Ein Mädchen mit Down-Syndrom hat ihren 20. Geburtstag gefeiert. Die haben ausgelassen gefeiert und getanzt. Mich ließen sie richtig mitfeiern. Zehn Tage danach kam ein Brief mit einem Foto und einer Karte, in der sie sich bedankt hat, dass das Fest so schön und gut organisiert war. Das bringt mich selbst heute noch dazu, ein paar Tränen zu vergießen, so gefreut habe ich mich darüber.

Hast du einen Lieblingsort hier in Vorarlberg?
Den Bregenzerwald! Ich liebe Wald, Flüsse, Bäche und das Grün! Im Sommer sitz ich dort oft direkt am Wasser auf einem Stein und fülle meine Batterien wieder auf.

Was magst du besonders an deinem Job?
Den Kontakt mit den Menschen. Man sagt mir immer nach, dass man mich zweimal umbringen muss. Einmal mich und einmal meine Klappe. Ich hab einfach sehr gern mit Menschen zu tun. Viele Stammgäste kommen rein und wir umarmen uns und busseln uns ab. Außerdem hört man in der Gastronomie niemals auf zu lernen. Man kann sich praktisch immer weiterbilden.

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