MOHAMMAD – perfektes Deutsch in nur zwei Monaten.

von Veronika
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Du bist ein Flüchtling aus Afghanistan, der mittlerweile im dritten Jahr seiner Kochlehre ist. Wie ist es dir in deinem bisherigen Leben ergangen?
Ich hatte ein sehr interessantes Leben. Wahrscheinlich könnte man über mein Leben ein Buch schreiben. Wir sind früh aus Afghanistan weg, wegen der Taliban. Dann waren wir in Pakistan. Als ich zwölf war, ist mein Vater gestorben und ich musste für die Familie sorgen. Dafür bin ich in den Iran gegangen und dann weiter über die Türkei nach Österreich. 2014 war ich hier und habe sofort gemerkt: In Österreich gibt es sehr nette Menschen. Trotzdem habe ich mein eigentliches Leben verloren. Ich wollte Politik studieren, nun arbeite ich in der Küche. Jetzt muss ich mir eine neue Zukunft aufbauen.

Siehst du deine Zukunft in Vorarlberg?
Ja! Es ist ein wunderschönes Land mit freundlichen und netten Menschen. Ich habe hier alles, was ich brauche und auch mein Bruder arbeitet eine Stunde entfernt als Koch. Gemeinsam träumen wir davon, eines Tages ein Restaurant mit unserer traditionellen Küche zu eröffnen.

Was machst du in deiner Freizeit?
Ich lerne sehr viel. Sprachen, jetzt auch für den Führerschein. Aber generell bin ich müde, denn ich bin jetzt seit sechs Jahren hier und habe keinen Pass und auch keinen Urlaub gemacht. Ab und zu gehe ich wandern oder spazieren. Ich frage mich auch sehr oft, was in meiner Zukunft passieren wird.

Mohammad Abassi

Mohammad Abbassi aus Afghanistan.
Kochlehrling, Gasthaus Mohren in Rankweil.

Ich habe hier alles, was ich
brauche und auch mein Bruder
arbeitet eine Stunde entfernt als
Koch. Gemeinsam träumen wir
davon, eines Tages ein Restaurant
mit unserer traditionellen
Küche zu eröffnen.

Hast du schöne Erlebnisse im Gastgewerbe gesammelt?
Ich habe eine wunderschöne Wohnung bekommen, eine sehr nette Chefin und einen sehr netten Chef. Sie fragen mich immer, wie sie mir helfen können. Ich bekomme ein Weihnachtsgeschenk, ein Geburtstagsgeschenk und darf bei Festen dabei sein. Ich denk mir oft: Eigentlich habe ich eh alles. Bis auf meine Familie.

Was waren für dich die größten Herausforderungen, als du hergekommen bist?
Einerseits habe ich meine Familie sehr vermisst. Und andererseits war das mit der Sprache zuerst schon schwierig. Aber ich spreche ja schon Englisch, Hindi, Farsi, Pashto, Urdu und ein wenig Französisch. Dann habe ich mich mit einer Familie hier angefreundet und meine Betreuerin überrascht, indem ich in zwei Monaten perfekt Deutsch gesprochen habe. Ganz schön gut, dafür, dass ich nie in die Schule gegangen bin, oder?

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