Das schwere Gewand des Nachtwächters raschelt, als er die Treppe zum Turm der St. Laurentiuskirche hinaufsteigt. Das Holz knarrt bei jedem seiner Schritte. Seine Laterne leuchtet uns den Weg über die Stufen. Wir folgen ihm – gespannt, was uns oben erwartet.
Unser Nachtwächter Markus hat uns schon vieles über die Geschichte der mittelalterlichen Stadt und ihre Entwicklung bis in die heutige Zeit erklärt. Jetzt haben wir es fast bis zu den drei Glocken der St. Laurentiuskirche geschafft. Markus erzählt uns, dass die Bludenzer 160 Jahre sparen mussten, bis sie es sich leisten konnten, den Kirchturm nach einem Brand wieder aufzubauen.
Langsam außer Atem bestreiten wir die letzten Stufen bis zu einer kleinen Plattform unterhalb des Zwiebelturms. Markus öffnet die Läden der acht Fenster. Und uns bleibt gleich noch einmal die Luft weg. In der Abenddämmerung leuchten die Lichter der Stadt hell, unser Blick schweift über Berge und Täler ringsum – das Brandnertal, das Klostertal und der Walgau. Wunderschön.
Ein letztes Familien-Selfie mit dem nächtlichen Bludenz im Hintergrund und schon müssen wir weiter. Markus möchte uns noch die mittelalterlichen Gassen der Altstadt zeigen und uns über die Aufgaben eines Nachtwächters aufklären. Jahrhundertelang wachte er über den sicheren Schlaf der Bürger, wanderte bei Dunkelheit durch die Straßen und Gassen der Stadt, sorgte für Ruhe und sagte den Bewohnern die Stunde an – in Bludenz bis in die 1970er-Jahre.
Nach so vielen spannenden Informationen meldet sich langsam mein Magen. Gut, dass zum Abschluss eine würzige Käseplatte auf uns wartet. Und für Jan und mich ein sagenhaftes Fohrenburger Bier. Zum Wohl!