Dem Dialekt nach bist du aber eine echte Vorarlbergerin, oder?
Haha – ja! Allerdings wurde ich in der Steiermark geboren und habe bis zu meinem dritten Lebensjahr dort gelebt. Am anderen Ende von Österreich, in der Nähe von Bad Radkersburg. Mein Vater ist von dort ins Holzkraftwerk nach Bezau gekommen und hat meine Mama kennengelernt.
Das heißt, du arbeitest eigentlich in deiner Heimat?
Ja, so ist es. Ich wohne daheim, wir haben ein großes Haus und hatten auch selbst Gästezimmer. Dann bin ich auf die Hotelfachschule gegangen und danach war ich zwei Jahre im Service. Von der Schule kommt man selten gleich an die Rezeption, deswegen musste ich Arbeitserfahrung sammeln. Ich war zwischendurch auch in der Schweiz, aber da wollte ich einfach weg und andere Leute kennenlernen. Jetzt bin ich froh, dass ich wieder da bin. Mir gefällt die Mentalität hier besser.
Was sind für dich die Unterschiede zwischen der Schweizer und der Vorarlberger Mentalität?
In der Schweiz war alles steifer. Ich bin zum Beispiel nicht gewöhnt, dass man sich mit „Sie“ anreden muss, wenn man miteinander im Gastgewerbe arbeitet. Das ist bei uns in Vorarlberg ganz anders. Da gibt es nur ein „du“.

Sandra Wischenbart aus der Steiermark.
Rezeptionistin, Sonne Lifestyle Resort in Mellau.
Ich bin zufrieden. Wenn man selbst flexibel ist, dann ist das Gastgewerbe super.
Wie gestaltest du deine Freizeit?
Ich bin zufrieden. Wenn man selbst flexibel ist, dann ist das Gastgewerbe super. Oft kriegt man spontan frei, wenn wenig zu tun ist, dann kann man Wandern oder Skifahren gehen. Wir haben ja auch Ferienwohnungen zuhause, von daher kenne ich das System schon. Ich schaue, dass ich viel mit meinem Freund mache. Der kommt aus Ungarn und ist hier im Hotel Koch. Wir haben uns natürlich über die Arbeit kennengelernt.
Was würdest du jemandem raten, der überlegt, nach Vorarlberg zu gehen und hier in der Gastronomie zu arbeiten?
Jemand, der Gastgewerbe gelernt hat, findet immer einen Job. Vor allem muss man flexibel sein und eben nicht schüchtern, aber wir an der Rezeption knacken jede Schüchterne. Am Anfang denkt man vielleicht, dass man alleine ist, aber das ändert sich schnell. Im Gastgewerbe findet man immer eine zweite Familie. Man lernt sofort neue Leute kennen. Wenn bei uns in der Rezeption jemand neu anfängt, dann schnapp ich sie mir meistens in den ersten paar Wochen und geh in unsere Stammbar was trinken. Das lockert die Stimmung.
Wie sind die Menschen im Bregenzerwald?
Heimelig, aber nicht wirklich offen. Es wird oft getuschelt. Aber trotzdem herrscht eine große Herzlichkeit und diese ist auch zu spüren.
Und im Rest von Vorarlberg?
Naja, für mich ist Vorarlberg ja eines. Aber oft hört man solche Sprüche wie „die Wälder kommen“. Und im Dialekt hört man Unterschiede. Die aus den Städten verstehen natürlich oft nicht, wie wir in den kleinen Dörfern wohnen können. Wir fahren zum Beispiel eine Stunde ins Kino.
Hast du Lieblingsplätze?
Ja! Eindeutig die Strandbar in Bregenz! Aber auch das Metzgerstüble in Mellau – das ist unsere Stammbar hier. Wir Mitarbeiter sind wie eine kleine Familie – wir eröffnen die Saison und beenden die Saison zusammen.