Um ganz ehrlich zu sein, du hörst dich so an, als wärst du Vorarlberger, das stimmt aber so nicht, oder?
Nein! In der Tat bin ich erst seit fünf Jahren in Vorarlberg. Es gibt viele, die den Dialekt nicht so annehmen, wie ich. Am Anfang hab‘ ich in der Küche nicht verstanden, welches Gemüse gemeint ist. Aber ich hab‘ die Sprache schnell angenommen.
Wolltest du immer schon Koch werden?
Meine Mama, mein Papa, meine Oma – alle waren exzellente Köche und ich war immer schon davon begeistert, als ich damals die Schüssel nach dem Backen ausschlecken durfte. Das hat einfach etwas Besonderes. Aber der Knackpunkt kam am 50. Geburtstag von meiner Mama, als wir in ein Haubenlokal in Tirol essen gegangen sind. Davor kannte ich nur Schnitzel und traditionelle Küche, doch auf einmal hab‘ ich gesehen, was noch alles möglich ist.
Und dann bist du weggegangen aus deiner Heimat Oberösterreich?
Genau! Ich hab das gesehen und wusste: Das muss ich woanders lernen. Und als Allererstes bin ich schon hierher in den Schwanen gekommen. Damals noch als Jungkoch. Wenn man mir vor fünf Jahren erzählt hätte, dass ich heute Küchenchef bin, ich hätte es nicht geglaubt. Wunderbar, wie sich das gefügt hat.
Was waren deine größten Herausforderungen seit du hier bist?
Ich bin ein Familienmensch und so war es am Anfang natürlich eine Umstellung hierher zu kommen. Aber man hat viel Arbeit, lernt Leute kennen und geht mit den Kollegen was trinken. Außerdem habe ich ja mittlerweile eine neue Familie gegründet, denn ich bin verheiratet und habe ein Kind. Das ist mein Halt.

Michael Webendorfer aus Oberösterreich.
Küchenchef, Biohotel Schwanen in Bizau.
Um ehrlich zu sein, finde ich es hier auch viel schöner als zuhause.
Wie hast du deine Frau kennengelernt?
Genau hier im Schwanen. Wir waren Arbeitskollegen in der Küche. Sie ist Ungarin, kann aber gut Deutsch. Jetzt lernt unsere kleine Tochter gleich drei Sprachen: Deutsch, Ungarisch und Wälderisch.
Kochst du dann manchmal mit deiner Frau gemeinsam zuhause?
Nein, zuhause passiert das nie. Entweder sie oder ich. Sonst gibt es nur Mord und Totschlag, denn der eine macht es so und der andere so. Da kommt man auf keinen grünen Zweig. Zuhause ist eindeutig meine Frau die Küchenchefin.
Hattest du jemals Heimweh?
Ja, am Anfang schon. Aber dann hab ich eben meine Frau kennengelernt. Und um ehrlich zu sein, finde ich es hier auch viel schöner als zuhause. Wels ist zwar meine Heimat, ich lebe aber viel lieber hier am Land. Es ist wirklich etwas Außergewöhnliches, aber das lernt man eben erst zu schätzen, wenn man auch wirklich hier wohnt. Am Abend ist es mucksmäuschenstill, man hört keinen Ton, es ist stockfinster. Das ist das Beste fürs Kind, sie wächst komplett im Grünen auf. Die Lebensqualität ist halt eine ganz andere.